Ich gehe früh morgens die Treppenstufen von meiner Wohnung hinab und plötzlich sitzt ein Kind vor mir. Seine Augen sind vom Weinen ganz rot und es zittert noch leicht, als wenn es die ganze Nacht gefroren hätte. Ich weiß nicht genau wieso, aber ich gebe ihm mein leicht besticktes Taschentuch, darin eingehüllt ein Stück Schokolade. Und da erstrahlt es, dieses leichte Lächeln, das Fünkchen Freiheit in der Trauer. Mir ist egal, was ihm zugestoßen ist, ich werde nicht erfahren, wie es damit umgegangen ist, aber dieses Lächeln bleibt mir im Gedächtnis.
Dies ist in etwa das Gefühl, was sich in mir beim Hören von AKELAs neuer Platte „The Void“ auftat. Denn Verglichen zum Vorgänger „Orientation“ sind sie vor allem eins geworden: positiver.
Während vor knapp 2 Jahren noch eine düstere Grundstimmung und bis zur Verzweiflung aggressiver Gesang vorgeherrscht haben ist man auf The Void wesentlich differenzierter geworden. Anzusiedeln irgendwo zwischen Screamo und neuerem Downtempo entwickeln sich Strukturen, die nie still zu stehen scheinen. Es ist unheimlich viel Bewegung in der Musik; „repitativ“ ist hier ein ganz, ganz ferner Begriff.
Und in dieser Komplexität scheut man auch nicht davor, eines zu zeigen: Hoffnung. AKELA stimmen sich selten tiefer und richtig düster werden sie nie. Fast schon fröhliche Melodien, gepaart mit einem Gesang, der gefühlvoll, aber nie übertrieben emotional an FALL OF EFRAFA oder vor allem ÄRA KRÂ erinnert werden zum Kontrastprogramm zu der zerrütteten Familie, um die es textlich geht.
Das Wichtigste an diesem ganzen Zusammenspiel mag wohl sein, dass man es AKELA ohne zu zögern abkauft. Sie wollen weder das Genre noch die Welt neu erfinden, scheuen aber zu keiner Sekunde davor zurück, Präsenz zu zeigen, zu sich selbst zu stehen. Und das merkt man nicht nur an der Musik: abseits von den Aufnahmen haben die Herren großen Gefallen daran gefunden, mittels Siebdruck und einem tief-authentischen DIY-Gedanken wie es auch nur geht alles selbst in die Hand zu nehmen. Eine Einstellung, die nicht nur Zeichen für Leidenschaft und Zuneigung ist, sondern auch leider mehr und mehr Ihresgleichen sucht.
So haben AKELA eine EP geschrieben, die authentisch, kontrastreich und emotional zugleich ist, wenn auch wirkliche musikalische Höhepunkte nicht vorzufinden ist. Vielleicht liegt das an der Kürze der Platte selbst, aber letztendlich ist es auch fast schon unerheblich, da AKELA mit The Void deutlich zeigen, wer sie sind und was sie wollen. Und ich wünsche ihnen, dass sie damit noch viel mehr Leute als mich erreichen können.
Trackliste:
01. Exhaust Pipe Dreams
02. Reminder
03. The Void
04. Homecoming / Echoes